100 Tage nach der Priesterweihe

Wenn ich mir vorstelle, dass der Tag meiner Priesterweihe bereits 100 Tage zurückliegt, kann ich es kaum glauben, denn gefühlsmässig ist es eher so, als sei es erst letzte Woche gewesen. Die vielen Bilder von der Weihe und auch von der schönen Primiz in Einsiedeln sind mir noch immer sehr präsent und ich habe alles noch ganz genau vor Augen.

Es hat mich sehr gefreut, wie dieses Ereignis in der Bevölkerung aufgenommen wurde. Selbst viele Wochen später wurde ich noch von Menschen auf die Primiz angesprochen und welch besonderes Fest das doch gewesen sei. Es passiert bis zum heutigen Tag, dass mich Menschen über den Klosterplatz laufen sehen und mich ansprechen und fragen, ob ich nicht einer von den Neupriestern sei. Daraufhin knien sie sich auf den harten, steinigen Boden und erbitten den Primizsegen. Dies durfte ich nun schon einige Male erleben und es berührt mich zutiefst und lässt mich keine Worte dafür finden. Dass der Primizsegen für die Gläubigen einen so hohen Stellenwert hat, wird mir in solchen Momenten dann erst wieder so richtig vor Augen geführt.

Erstaunt war ich auch über das grosse Interesse von Menschen ausserhalb der Pfarrei. Ich erhielt nicht wenige Anfragen für Interviews, von denen ich jedoch nur eines angenommen habe und zwar einen Radiobeitrag bei Radio Maria. Dort durfte ich zuerst die hl. Messe in der dortigen Studiokapelle feiern und anschliessend in einem angenehmen Gespräch meine Berufungsgeschichte erzählen. Der Beitrag wurde bereits ausgestrahlt und ich staunte, wie viele Menschen sich dafür interessierten und sich dies anhörten.

Auch von anderen Orten und Pfarreien wurde ich angefragt, ob ich nicht als Neupriester eine hl. Messe bei ihnen feiern würde. Ich freue mich jeweils sehr über diese Anfragen, betone jedoch auch immer mit ein wenig Humor, dass sie dann keine Kunststücke erwarten dürfen, da ich ja immer noch "Anfänger" sei als Zelebrant und dementsprechend viele Abläufe noch nicht routiniert sind. Bislang spürte ich dafür aber immer Wohlwollen und Verständnis.

Der Einstieg als Priester in der Pfarrei war jedoch alles andere als einfach, denn die Weihe war am Josefstag und kurze Zeit später begann die Karwoche, die ich nun das erste Mal ganz alleine zu gestalten hatte. Mir fehlte P. Rafael, mit dem ich vorher immer diese Feiern besprechen und dem ich auch meine Fragen stellen konnte. Da merkte ich, dass ich nun plötzlich auf eigenen Beinen stehen muss. Doch mit der Zeit gewann ich mehr und mehr Sicherheit und heute bin ich schon gar nicht mehr aufgeregt, eine hl. Messe alleine zu feiern.
Ein besonderes Highlight während dieser 100 Tage war sicherlich auch, dass ich meine ersten beiden Erstkommunionfeiern in Egg und Willerzell halten durfte. Ich habe jeweils lachend darauf hingewiesen, dass ich mit den Kindern etwas gemeinsam habe, nämlich, dass es auch meine "erste" Erstkommunion sei! Diese Feiern werden mir sicher in ganz besonderer Erinnerung bleiben.

Kath. Pfarramt
Kloster
8840 Einsiedeln
055 418 62 11
E-Mail
Top